Ferien mit Umwegen

Es war Freitagabend. Ich war unterwegs auf Dienstfahrt im Intercity zwischen Zürich und Sargans. Kurz nach Thalwil betrat ich einen 2. Klasse Wagen. Da schaute mich ein junges Paar ganz verwirrt an: „Wann sind wir endlich am Flughafen? Wir sollten doch schon lange da sein?“

Die beiden waren auf dem Weg in die Ferien nach London und hatten sich offensichtlich im Zug vertan. „Der Zug zum Flughafen fuhr in Zürich gegenüber“, sagte ich. Beide Züge fuhren zur Minute 37, was die beiden wohl etwas überforderte. Die Dame begann zu weinen. Sie sah ihre Ferien davon fliegen.

Zum guten Glück hatten die beiden genügend Zeit eingeplant. Bis zum Boarding dauerte es noch zwei Stunden. Es war also noch nicht Hopfen und Malz verloren. „Ich kläre das ab.“

Ich telefonierte ins Operation Center nach Bern und schilderte das Problem. Ob es nicht möglich wäre einen Extrahalt einzulegen? Für zwei Personen normalerweise ein Novum. „Ich rufe zurück“, kam zurück. Es vergingen Minuten. Keine Antwort.

„Sie können doch den beiden nicht die ganzen Ferien zerstören!“, meinte eine Dame ein Abteil weiter. Da klingelte das Telefon: „Extrahalt in Pfäffikon! Gegenüber fährt die S-Bahn zum Flughafen.“ Jackpot! Die Ferien waren gerettet.

In Pfäffikon angekommen folgte auch schon die Durchsage: „Information für Anschlussreisende: Reisende nach Zürich Flughafen benützen die S2, Abfahrt 20.08, Gleis 3.“ Was für ein Service! Die beiden Irrfahrer stiegen aus und erreichten 50 Minuten später den Flughafen. Da blieb noch eine ganze Stunde, um den Schock zu verdauen. Schöne Ferien!

  1. Toller Service… und schön, dass es einen Extrahalt gab.
    Wie war das früher, wenn man irrtümlicherweise im Gottardo (ZUE-Lugano ohne Halt) oder sonst in einem Langstrecken-Schnellzug war? Da musste der Zugchef einen Zettel in eine WC-Papierrolle tun, bei der Durchfahrt auf dem nächsten bedienten Bahnhof mit der Pfeife so laut als möglich sein und dann die Rolle aus einem der wenigen Fenster schmeissen, welche überhaupt zu öffnen waren.
    Der «Vorstand» holte sich dann die Papierrolle und den Zettel und man telefonierte herum, um etwas zu organisieren.
    Da lobe ich mir doch die heutige Zeit mit GSM-R.
    Aber im falschen Zug sass ich auch schon, in Sizilien!
    http://www.urs-mueller.ch/de/blog/?e=684

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