Wir näherten uns dem Bahnhof Luzern. Ich machte mich bereit für die Anschlussdurchsage kurz vor Ankunft. Deutsch, da die Ortssprache, Französisch, da der Zug aus Genf kam und Englisch für die vielen Touristen.
Kaum hatte ich den letzten Satz gesprochen, öffnete sich die Abteiltüre und ein sichtlich aufgebrachter Mann, mitte 50 legte los: „Was fällt ihnen eigentlich ein! Die reinste Belästigung die sie hier veranstallten. Haltet die SBB die Passagiere eigentlich für dumm? Ich weiss genau wo mein Anschlusszug fährt und auf dem Perron kommt die ganze Scheisse nochmals. Ich trage seit Jahren beim Zugfahren immer Kopfhörer, damit ich dieses verdammte Gelaber nicht anhören muss! Schämt euch! Das ist eine Sauerei!“
Ich probierte den Reisenden auf den Boden zu holen. Ich mache diese Durchsage ja nicht freiwilig. Sie ist mir so vorgeschrieben. Mir und auch der SBB ist bewusst, dass nicht alle Freude an diesen Durchsagen haben. Es gibt aber mindestens genauso viele, welche sie schätzen. Dies interessierte den Mann aber herzlich wenig. Er wiederholte einige seiner Phrasen und zog von Dannen.
Tatsächlich sind die Anschlussdurchsagen umstritten. Die SBB testete mittels Pilotprojekt neue Arten der Kundeninformation im Zug. Auf der Strecke Zürich – St. Gallen wurde auf die klassischen Durchsagen verzichtet. Einzig die Durchsagen „Nächster Halt…“ wurden ausgerufen. Im Verspätungsfall wurden zudem pro Bahnhof die möglichen Alternativverbindungen verkündet. Eine Auswertung ist aktuell im Gang. Gerade beim Zugpersonal stiess das Projekt auf wenig Anklang.
Es wird sich zeigen ob der Herr aus Luzern weiterhin Kopfhörer auf seinen Reisen dabei haben muss. Eines ist aber klar: Durchsagen werden nicht ganz verschwinden. Ganz sinnlos sind diese ja mal wirklich nicht.
Was denkst Du über Zugsdurchsagen? Sage es im Kommentarfeld unten oder via Twitter @einfachretour
Ich persönlich finde die Durchsagen, nota bene in teilweise vier Sprachen inklusive Speisewagenwerbung, eher mühsam. Je nachdem, wo man sitzt (Doppelstöcker), plärrt es einem direkt in die Ohren und stört mich zum Beispiel im Gespräch mit meinem Gegenüber.
Weshalb man seit ein paar Jahren plötzlich die Ausstiegsseite bei der Ankunft bekannt geben soll, erschliesst sich mir auch nicht. Wie sind wir denn vorher nur aus den Zügen ausgestiegen? Da habe ich das Gefühl, dass man einfach einmal mehr «das Vorbild» DB kopieren musste.
Natürlich bin ich mir im klaren, dass es sicher einen gewissen Prozentsatz von Reisenden gibt, der diese Ansagen schätzt oder benötigt.
LikeGefällt 1 Person
Ausstiegseite wird vom Behinderten Verband vorgeschrieben für die Blinden 😉 keine nachahmung von DB… zudem zusätzliche Sicherheit, falls doch einmal eine falsche Türe aufgehen würde…
LikeLike
Der Mann hatte vollkommen recht.
LikeLike