Es war einer meiner denkwürdigsten Dienste bislang. Ich hatte einen Pilgerzug zu begleiten. Dieser startete am Mittag in Lourdes (FRA) und endete am Nachmittag des folgenden Tages in München. Ich begleitete den Zug auf der 5 Kilometer langen Strecke zwischen Basel SBB und Basel Badischer Bahnhof. Ankunft in Basel war um zwei Uhr morgens. Eine nicht ganz alltägliche Zeit für einen Dienstbeginn.
Was soll’s, dachte ich mir. Etwas ruhigeres als einen Pilgerzug morgens um zwei, gibt es als Zugbegleiter nicht. Ich übernahm den Zug beim französischen Teil des Bahnhofs SBB und notierte mir die nötigen Daten. Begleitet von tosendem Lärm.
In der Mitte des Zuges befanden sich drei „Tanzwagen“. Darin wurde gegrölt, getanzt und getrunken. Und wie! Einige Pilger torkelten auf dem Perron herum. Andere suchten verzweifelt ihre Kabine und wiederum andere, retteten sich im letzten Moment noch auf die Toilette. Kurzum: Überhaupt nicht das, was ich mir vorgestellt habe.
Für die Fahrt wurde mir ein ganzes Sechserabteil inklusive Liegen zur Verfügung gestellt. Eine wirklich schöne Geste, wäre da nicht der schnarchende Nachbar gewesen. Mir war es egal. Meine Fahrt dauerte zum Glück nur zehn Minuten. Der deutsche Kollege der von Basel bis München mitfuhr, dürfte da eine andere Meinung dazu haben.
Für mich ging es vom Badischen Bahnhof per Taxi zurück an den Schweizer Bahnhof, wo ich gegen 03:30 Uhr ankam. Es folgte eine Pause ehe ich meine eigentliche Tour nach Interlaken antrat. Feierabend hatte ich um elf Uhr mittags. Todmüde aber mit etlichen skurrilen Erinnerungen im Gepäck.