Die Entgleisung des ICE75 im Bahnhof Basel SBB hat gestern Abend zu einem Totalunterbruch des Bahnhofs geführt. Zur besten Pendlerzeit entgleiste der Zug aus bisher unbekannten Gründen bei der Einfahrt in den Bahnhof. Drei Wagen in der Mitte des Zuges sprangen aus den Schienen und touchierten einen Signalmasten. Dieser wiederum beschädigte die Fahrleitung und sorgte für einen Stromunterbruch im Bahnhof.
Die Folge waren zahlreiche Zugsausfälle. Basel war für rund eine Stunde nur mit Tram und Bus ab Muttenz und Pratteln bzw. Dornach-Arlesheim erreichbar. Tausende Reisende waren vom Unterbruch betroffen. Dazu gehörten auch Matchbesucher des Fussballspiels FC Basel – FC Luzern, das am selben Abend in Basel ausgetragen wurde.
Die Nachricht des Unglücks erreichte mich kurz vor Feierabend am Bahnhof Liestal. Mein IR, den ich vor Feierabend nach Basel bringen sollte, blieb in Liestal stecken. Reisenden blieb einzig die Möglichkeit per Bus in die Stadt zu fahren oder mit der S-Bahn zumindest mal nach Pratteln oder Muttenz zu gelangen.
Für mich ging es rund 40 Minuten später zurück nach Zürich, um von da via Fricktal nach Pratteln zu gelangen. Mit dem Tram ging es schlussendlich zurück zum Bahnhof SBB. Statt 17.13 Uhr, war mein Arbeitstag erst um 21.11 Uhr vorbei. Dumm gelaufen, zumal ich eigentlich vor hatte, das Fussballspiel zu besuchen.
Dieses Ereignis hat mich aber um einige Erfahrungen reicher gemacht. Vor allem die Kooperation mit unseren Kundinnen und Kunden wird mir in besonders guter Erinnerung bleiben. Trotz grossen Auswirkungen war Verständnis vorhanden. Lob für die getane Arbeit überwog gegenüber der Kritik. Dass in solchen Situationen auch mal jemand seinem Ärger freien Lauf lassen muss, ist mehr als verständlich. Mich hat die Anteilnahme am Unglück und die Mithilfe der Kundinnen und Kunden aber beeindruckt.
Dennoch habe ich mich an diesem Abend geärgert. Geärgert über die zahlreichen Medienberichte die kurz nach dem Unfall publiziert wurden. Ich muss hier keine konkreten Medienhäuser nennen. Die Art und Weise wie über das Ereignis berichtet wurde, hat mich enttäuscht. Von Anfang an waren etliche Blätter darauf aus, die Entgleisung als schlimmes Unglück zu preisen. Es waren Zeilen zu lesen wie „laut Lese-Reportern kam es zu einer lauten Explosion“. Bilder von dutzenden Krankenwagen auf dem Basler Bahnhofplatz waren überall verbreitet. In die Spitze trieben es Online-Medien, die fälschlicherweise Bilder des Entgleisten Eurocity in Luzern vom letzten März aufschalteten. Dies entspricht weder der Wahrheit, noch trägt es in irgend einer Weise dazu bei, konstruktiv über das Ereignis zu berichten.
Statt die Leserinnen und Leser sachlich und kompetent über die Störung zu informieren, wurden Bilder, Videos und Stimmen von Beteiligten gefordert. „Haben Sie Bilder oder Videos? Oder waren Sie sogar im Unfallzug? Schreiben Sie uns!“ Die Medien wären gut beraten, auf erste offizielle Stellungnahmen und Informationen der SBB zu warten. Das dauert zwar eine Weile, dem Leser ist schlussendlich aber besser geholfen, wenn er von offizieller Seite her informiert wird. Statt Öl ins Feuer zu giessen, sollten auch die Medien einen Teil zur Störungsbehebung beitragen.
In diesem Sinne bedanke ich mich von meiner Seite her bei allen Reisenden, die gestern Abend so unglaublich verständnisvoll die Störung hingenommen haben. So macht mein Job Spass. Auch in solchen Situationen.
Ausführliche Informationen zum Unfall gibt es bei der Medienstelle der SBB. Für konstruktive und sachliche Medienberichte 🙂
Ach ja: All die Taschen, Rucksäcke und Plastiktüten, die gestern in den gestrandeten Zügen in Liestal und Pratteln zurückgelassen wurden, habe ich dem Fundbüro übergeben. Falls euch was fehlt, hier entlang.