Viele meiner Deutschschweizer Arbeitskollegen verteufeln die Westschweiz. «Nur Probleme!» lautet der Tenor. Ganz unrecht haben sie nicht. Dennoch ereignen sich westlich des Röstigraben auch ganz amüsante Dinge. Wie an jenem Samstagmorgen.
Wir waren auf dem Rückweg aus Lausanne, als ich kurz vor Yverdon einen 2. Klasse-Wagen betritt. Im ersten Sitz links schlief ein junger Mann friedlich vor sich hin. «Bonjour Monsieur! Booonjouuur!» Der Mann kam allmählich zu sich. Er grub sein Ticket hervor und gab es mir in die Hände. St. Gallen – Winterthur einfach. Gültig heute. «Ich bin eingeschlafen», ergänzte er.
Der gute Herr stieg tatsächlich in St. Gallen in den ersten Zug in Richtung Winterthur. Weil er aber eingenickt war, landete er statt in der Zürcher Stadt im Waadtland. Ganze 4.5 Stunden muss er im Tiefschlaf verbracht haben, ohne was zu merken. Auch bemerkte er nicht, dass der Zug in Lausanne für eine halbe Stunde ins Abstellgleis gestellt wurde.
Ich liess den Burschen gratis zurück in die Ostschweiz fahren. Von der Fahrt hat und wird er sowieso nichts mitbekommen. Dennoch machte ich ihn höflich darauf aufmerksam, dass ein Wecker vielleicht nicht die dümmste Idee wäre. Gesagt, getan. Er richtete sich ein Wecker auf dem Handy ein. Um 13 Uhr wurde er wieder geweckt. Sieben Stunden nach seiner geplanten Ankunft.